«Die Wiedergeburt der Sterne nach dem Feuerwerk» –
Matinée zur «Verschwiegenen Bibliothek»

Am Sonntag, 30. Oktober 2011, lädt die Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen zu einer Matinee in das Reuter-Wagner-Museums ein. Christine Stauch, Kulturmanagerin aus Bad Langensalza, liest aus der Edition «Die Verschwiegene Bibliothek» (Hrsg. Ines Geipel und Joachim Walther) und stellt daraus Autoren vor, deren Texte durch die DDR Zensur ins Abseits und in Vergessenheit gerieten. Zu ihnen gehören die Autorin Sylvia Kabus, Edeltraud Eckert sowie die Autoren Günter Ullmann und Henryk Bereska.

Udo Hemmann (Musiker und Komponist aus Weimar) lässt mit Musik die Worte nachklingen und erzeugt gleichzeitig Raum für Besinnung.

Die Gäste erwartet abschließend ein kleiner Imbiss, bei dem Gehörtes und wach gerufene Erinnerungen in Gesprächen nachwirken können.

Alle Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt (incl. Imbiss) beträgt 4,- Euro. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.boell-thueringen.de

Der Titel «Die Wiedergeburt der Sterne nach dem Feuerwerk» ist dem Band aus der Edition «Die Verschwiegene Bibliothek», mit Texten von Günter Ullmann entliehen. Ursprünglich als Gedichtzeile geben diese Worte als Titel für die Lesung den Raum, den Widerstand der Menschen zu würdigen, die trotz persönlicher Schikanen Wege fanden, die Begrenzung des DDR-Systems zu überwinden – sei es über ihre Texte, über Musik, über ganz eigene künstlerische Verarbeitung. Die Worte als Titel der musikalischen Lesung sind gewählt, weil in ihnen symbolisch Hoffnung zum Ausdruck kommt, dass jedes System, das Freiheit und Menschenwürde unterdrückt, letztlich zum Zusammenbruch führt – zum Sterben verurteilt – auch wenn es unzählbare Schicksale einfordert – es überwindbar ist und ein Leben in Freiheit immer wieder möglich wird.

Das Projekt wird von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert und vom Autorenkreis der Bundesrepublik unterstützt. Gründer und Bearbeiter dieses Archivs sind die Autoren und Literaturwissenschaftler Prof. Ines Geipel und Joachim Walther.

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»Die Literatur in der DDR war vielfältiger und ambivalenter als es die publizierten Texte aus dieser Zeit vermitteln. Angesichts der bekannt gewordenen Zensurpraktiken und politischen Restriktionen in der DDR wird diese Tatsache kaum erstaunen. Doch gelangten die nicht veröffentlichten literarischen Entwürfe, die ein anderes Bild von Staat und Gesellschaft als das offiziell propagierte wiedergaben, auch nach 1989 kaum an die Öffentlichkeit. Die Einrichtung und notwendige Dokumentation eines „Archives unterdrückter Literatur in der DDR“ soll einen breiteren und fundierteren Blick auf den Literaturraum DDR ermöglichen.

Ein weiteres wichtiges Motiv für das Vorhaben war, die in der DDR abgewiesenen Autoren moralisch zu rehabilitieren und ihren Texten, die zur Zeit ihres Entstehens keine Chance auf Publikation hatten, heute eine Öffentlichkeit zu geben.

Das „Archiv unterdrückter Literatur in der DDR“ entwickelt sich zu einer einmaligen Dokumentation politischer und ästhetischer Widerständigkeit, zu für Folgegenerationen wichtigen Zeugnissen individueller Unbedingtheit, Zivilcourage und des Bewahrens geistiger Autonomie unter den Bedingungen eines totalitär verfassten Staates,» so die www.stiftung-aufarbeitung.de.

«Für die Edition «Die Verschwiegene Bibliothek» wählten die Herausgeber Ines Geipel und Joachim Walther aus den bisher unveröffentlichten Texten des Archivs kennzeichnende Autoren im Hinblick auf deren besonderen Ton wie ihre Vielfalt und Ambivalenz aus. Die Edition macht deutlich wie Autoren in der DDR ihre geistige Autonomie bewahrt und welche Vielfalt an behandelten Themen, Stoffen und ästhetischen Mitteln sie verteidigt haben», so eine Informationen des Verlages edition Büchergilde.

Der Musiker Udo Hemmann ist in Weimar geboren und dieser Stadt bis heute treu geblieben. Bereits mit 17 Jahren war Hemmann Berufsmusiker – anschließend, nach der politischen Wende, absolvierte er sein Musikstudium an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT in Weimar. Er ist nicht nur in verschiedenen Musikgenres zu Hause, sondern überzeugt auf unterschiedlichsten Instrumenten, u. a. auf Gitarre, Kontrabass oder mit Perkussion. Seine musikalische Entwicklung ist durch die Zusammenarbeit in verschiedensten Formationen geprägt, wie z.B. im Johannes Yamer Trio, Wilder Wein, Duo Deutrans, Brass Up, Foxtower Bluegrass Band, verschiedenste Duo-Besetzungen. Konzerte und Gastspiele führten ihn bereits nach Schweden, Finnland, Slowakei, Tschechien, Österreich, Frankreich, Spanien, Türkei, Chile bis hin in die USA. Neben seinen Auftritten als Musiker und Sänger besitzt Hemmann langjährige Erfahrungen als Arrangeur und musikalischer Leiter verschiedener Theaterproduktionen, u.a. in Weimar, Erfurt, Jena, Rudolstadt oder Baden-Baden. Und ihn gefragt, was er eigentlich von der Musik will, zitiert er: «Daß sie heiter und tief ist, wie ein Nachmittag im Oktober, dass sie eigen, ausgelassen, zärtlich, ein kleines süßes Weib von Niedertracht und Anmut ist./Nietzsche Ecco homo»

Die Kulturmanagerin Christine Stauch gründete 2007 die «Im-Dialog-Agentur». Mit Musik, Literatur, bildender und darstellender Kunst will die Agentur den Dialog in der Gesellschaft mitgestalten. Im Rahmen der Agentur organisiert sie seit mehreren Jahren u. a. Konzerte und musikalische Lesungen, in denen sie als Vorleserin auftritt und von unterschiedlichen Musikern begleitet wird. Ausgewählte Themen, in besonderen Räumen mit außergewöhnlichem Ambiente prägen das Veranstaltungskonzept. Höhepunkte waren 2008 die von ihr initiierte Veranstaltungsreihe «Literatur & Musik im Schloss», im Schloss Goldacker in Weberstedt und «Literatur und Musik in der Ausstellung», zuletzt im April 2010, mit dem Titel «Insignien eines Harlekins», innerhalb der Exkurs-Ausstellung «Kaleidoskop», mit Werken des Thüringer Künstlers Alfred T. Mörstedt, im Stadtmuseum Bad Langensalza.