ThSV Eisenach mit eindrucksvoller Leistung

In der 2. Handballbundesliga der Männer feierte der ThSV Eisenach einen eindrucksvollen 35:26 (16:13)-Auswärtserfolg bei Tuspo Obernburg. Das Resultat spiegelt die Dominanz der Wartburgstädter vor 700 Zuschauern in der Sparkassen-Arena in Elsenfeld wieder. «Seit knapp zwei Wochen können wir nahezu ohne personelle Sorgen auch im Training kontinuierlich arbeiten. Das macht sich natürlich positiv bemerkbar. Wir können mehrere Formationen auf das Spielfeld schicken, haben personelle Alternativen und können viel rotieren», bilanzierte Eisenachs Trainer Maik Handschke, der angesichts des klaren Vorsprungs seiner Crew den noch leicht angeschlagenen Linkshänder Girts Lilienfelds im zweiten Abschnitt schonen konnte. Mit ständiger Rotation bei hohem Tempo erteilten die Thüringer den abstiegsbedrohten Gastgebern eine Handball-Lehrstunde. Präzise wie ein Uhrwerk funktionierte das gesamte Team von der Wartburg. Jeder erfüllte die ihm zugeordnete Rolle. Ballstafetten zur Kreismitte, zu Benjamin Trautvetter, hieß ein Erfolgsrezept der ersten Halbzeit. Am Vorabend seines 25. Geburtstages nahm der Lockenkopf auch unter Bedrängnis das Leder an und versenkte in den ersten dreißig Minuten sechs Bälle, wie beim 10:15 (26.), oder konnte nur auf Kosten von Strafwürfen gestoppt werden.
Nach dem 3:4 (9.) gaben die Gäste die Führung nicht mehr aus der Hand. Selbstbewusst trumpften die Eisenacher auf. In Unterzahl angelte sich Alexander Koke das Leder aus den Obernburger Reihen und ließ Tuspo-Schlussmann (und Ex-Werrataler Keeper) Milos Hacko beim 4:8 (13.) keine Chance. Ein bärenstarker Eisenacher Rückraum, in ständig wechselnden Formationen, vornweg ein tatendurstiger und treffsicherer (auch vom Siebenmeterpunkt) Alexander Koke (11 Treffer), spielte die Hausherren regelrecht schwindlig. Die Handschke-Schützlinge zogen vom 15:17 (35.) mit einem Doppelschlag durch Nick Heinemann von Rechtsaußen binnen 46 Sekunden auf 15:22 (39.) davon.
Auch wechselweise Sonderbewachungen, allerdings nur halbherzig, gegen Tomas Sklenak, Pavel Prokopec oder Alexander Koke vermochten Eisenachs Angriffsflut nicht einzudämmen.
Das erwartete energische Aufbäumen der Hausherren blieb aus. «Der ThSV Eisenach ist mit Qualität davon gezogen. Wir boten eine unakzeptable Vorstellung. Mit dieser Leistung haben wir nichts in dieser Liga zu suchen», redete Tuspo Coach Christoph Barthel nach dem Abpfiff Klartext. Wer im Gedanken schon weg sei, soll gleich gehen, wandte er sich an jene, die den Verein zum Saisonende verlassen.
Milos Hacko, seit Jahren die «Nichtabstiegsgarantie» im Kasten von Tuspo Obernburg, nach dieser Saison zu Erstligist HSG Wetzlar wechselnd, bekam kaum einen Ball vor der Linie zu fassen, wurden von seinen Vorderleuten völlig im Stich gelassen, räumte nach 45 Minuten seinen «Arbeitsplatz». Bei einem Prokopec-Ball zum 19:26 war er mal wieder in die falsche Ecke unterwegs. Eisenachs Abwehr hingegen hatte im Zusammenspiel mit Torhüter Radek Musil den stumpfen Tuspo-Angriff bestens im Griff. Pavel Prokopec, der Eisenacher Kapitän, lochte nach 48 Minuten zur erstmaligen 10-Tore-Führung (20:30) ein. Leicht und locker steuerten die Wartburgstädter zur Freude ihres mitgereisten lautstarken Anhanges ihrem fünften Auswärtssieg entgegen.
Rechtsaußen Martin Hoffmann beendete die Partie nach einer Abwehraktion der Obernburger bereits in der ersten Minute mit einem «Veilchen», wurde nach dem Abpfiff dennoch seinem Ruf als Stimmungsmacher gerecht. Ausgelassen jubelten Fans und Mannschaft. Auf Einladung des ThSV-Fanprojektes nahm eine Gruppe Jugendlicher aus dem Eisenacher Jugendclub «Eastend» an dieser (erfolgreichen) Auswärtsfahrt teil. Handsignierte ThSV-Mannschaftsposter werden sie sicherlich noch lange an diesen Tag erinnern. «Auswärtssieg! Auswärtssieg», skandierten die ThSV-Anhänger in den Nachthimmel von Elsenfeld. Zu mitternächtlicher Stunde bereitete das ThSV-Team auf der Rückfahrt «Geburtstagskind Benne» dann ein Ständchen, bevor in Eisenach dann noch gefeiert wurde, das 25. Wiegenfest und der klare Auswärtssieg.

Bei Eisenacher Rotation Obernburger Orientierungsschwierigkeiten
ThSV-Coach Maik Handschke begann mit Alexander Koke auf Links- und Martin Hoffmann auf Rechtsaußen, Tomas Sklenak im linken und Daniel Luther im rechten Rückraum, Pavel Prokopec in der Rolle des Regisseurs, Benjamin Trautvetter am Kreis und Radek Musil im Tor. Aber bereits nach sieben Minuten, auf Sklenak-Zuspiel hatte Alexander Koke von Linksaußen zum 2:3 getroffen, wurde kräftig rotiert. Girts Lilienfelds kam streckenweise im rechten Rückraum, Till Bitterlich löste Benjamin Trautvetter für Abwehraufgaben ab. Die Obernburger hatten ständig neue Gegenspieler vor sich. Alexander Schiffner kam auf Linksaußen. Die Nervosität und Unzufriedenheit mit sich selbst stieg in den Gastgeber-Reihen. Während Eisenachs Torhüter Radek Musil zur Stelle war, holte Tuspo-Keeper Milos Hacko das Leder immer wieder nur aus dem Tor. Big points durch den ThSV Eisenach.
Eine Freiwurfablage von Benjamin Trautvetter schmetterte Alexander Koke zum 8:11 (21.) in die Maschen. Sekunden später jagte Obernburgs Otto Fetser das Leder vom Punkt über den ThSV-Kasten. Wie es geht, zeigte Augenblicke später Alexander Koke, der per Strafwurf zum 8:12 traf (22.). Dann angelte sich Till Bitterlich in der Abwehr den Ball und schickte Daniel Luther auf die Reise, der zum 9:14 einnetzte (24.). Martin Justus, beim 29:27-Hinspiel-Erfolg von Obernburg in Eisenach noch mit 11 Treffern eine der tragenden Säulen, blieb völlig blass.

Nick Heinemann – das Schlitzohr!
Mit einer offensiveren Deckung zu Beginn der zweiten Halbzeit versuchten die Hausherren den Thüringern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Beim 15:17 durch Hannes Volk vom Kreis (35.) keimte bei den Hausherren und deren Anhang Hoffnung. Jedoch nur von ganz kurzer Dauer! Ein Tosic-Aufsetzter zappelte am verdutzten Milos Hacko vorbei zum 15:19 (37.). Es folgten zwei eindrucksvolle Minuten des Nick Heinemann: Listig luchste er Obernburg den Ball ab, passte quer zu Alexander Koke, der zum 15:20 (38.) versenkte. Und dann hob Nick Heinemann binnen 66 Sekunden das Leder von Rechtsaußen gleich doppelt über einen der besten Schlussleute der Liga hinweg zum 15:22 (39.).
Obenburg zog den grünen Karton, wechselte auf der Regieposition, Sebastian Schulz kam für Cornelius Maas, wenig später Mathias Conrad, am Spielverlauf änderte sich nichts. Lazar Tosic tauchte am Obernburger Kreis ab, drückte den Ball zum 17:23 (42.) über die Linie. Pavel Prokopec, der Kapitän, Führungsspieler und «listige Fuchs», erahnte ein Obernburger-Abspiel, stibitzte sich den Ball und marschierte zum 17:24 (43.) durch. Ein ganz schmerzhafter Nadelstich für Tuspo Obernburg. Dann zündete Tomas Sklenak den Turbo, schmetterte zum 18:25 (44.) und 20:28 (46.) ein. Eisenachs Kombinationsspiel lief auf Hochtouren. Zu schnell für die sich aufgebenden Gastgeber. Alexander Schiffner setzte von Linksaußen erfolgreich zum 21:31 (49.) nach. Siebenmeter für Obernburg. Stanislaw Gorobtschuk kommt ins ThSV-Gehäuse. Bei dem Ball von Otto Fetser schließt er blitzschnell die Beine und pariert (53.). Im Gegenzug zappelt ein Sklenak-Ball zum 23:33 im Netz. Obernburg ist völlig entnervt. Cornelius Maas visiert mutterseelenallein vor ThSV-Keeper Radek Musil die Werbebanden über dem Eisenacher Kasten an. Dass die Eisenacher im Schlussgang nicht jede sich bietende Torchance noch mit aller Konsequenz nutzten, wurde wirklich nur ganz am Rande notiert.

ThSV Eisenach verbleibt auf Tabellenplatz 11
Tuspo Obernburg bleibt damit im Kalenderjahr 2010 weiter ohne Sieg und muss in Sachen Ligaverbleib weiter bangen. Der ThSV Eisenach konnte sich trotz dieses Auswärtssieges in der Tabelle nicht verbessern, verbleibt auf Rang 11. In ihrer einst so gefürchteten Heimstätte, der Werner-Aßmann-Halle, zeigten sich die Eisenacher im bisherigen Saisonverlauf den Gästen gegenüber, wie bei der 27:29-Pleite in der Hinrunde gegen Tuspo Obernburg, zu spendabel. Diese Zähler fehlen nun. Gerade einmal fünf Punkte fehlen den Eisenachern bis zu Platz 6. Doch bis zum Saisonende soll noch kräftig gepunktet werden.

Am Ostersamstag, 03.04.2010 empfängt der ThSV Eisenach um 19.30 Uhr mit TUSEM Essen einen echten Traditionsverein, für den Eisenachs Trainer Maik Handschke während seiner erfolgreichen aktiven Laufbahn am Ball war. Dann soll der dritte Sieg in Folge gelingen. Tickets sind im Vorverkauf in Eisenach und Waltershausen erhältlich.

Statistik
Tuspo Obernburg: Hacko, Klimmer (ab 45.); Schulz, Milde (2), Wengerter, Niznan (3), Conrad (2), Fetser ( 5/3), Justus (2/1), Hain (3), Volk (4), Schüßler (2), Maas (2), Liebald (1)

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Hoffmann (1), Trautvetter (6), Sklenak (4), Luther (3), Bitterlich, Schiffner (2), Lindner, Heinemann (2), Lilienfelds, Koke (11/5), Tosic (2), Prokopec (4)

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Siebenmeter: Tuspo Obernburg 6/4; ThSV Eisenach 5/5
Zeitstrafen: Tuspo Obernburg 5 x 2 Min.; ThSV Eisenach 6 x 2 Min.

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