Heimat-Thema generierte großen Publikumszuspruch

«Heimat ist ein Thema, dass ganz offenkundig die Menschen in der Region bewegt» – dies konnte Timo Bamberger, Leiter des Eisenacher Theaters am Markt in den vergangenen Monaten immer wieder feststellen. Unter dem provokanten Spielzeitmotto «Heimat – Kaff der guten Hoffung» gelang der freien Bühne eine viel beachtete Spielzeit, die sich in fünf Inszenierungen mit dem Thema auseinander setzte.

So beschäftigte sich das Jugendensemble in «Die fetten Jahre sind vorbei» mit jugendlicher Protestkultur, in «Bauernsterben» mit der Suche nach Heimat und Entwurzelung und in «Auf der Suche nach Odysseus» mit dem Thema Familie als Heimat und Ort der Identifikation. Das Erwachsenen-Ensemble stellte in der Inszenierung «Zuhause» wacklige Lebensfundamente und sanierungsbedürftige Innenräume vor, das Kinder-Ensemble zeigte mit «Die richtige Nase» ein Stück über Ausgrenzung und Zusammenhalt.

Die Inszenierungen wurden von verschiedenen Aktionen begleitet. So flankierte ein Vortrag über Jugend- und Protestbewegungen mit anschließender Diskussion «Die fetten Jahre sind vorbei». Die Premiere von «Bauernsterben» nahmen die Theatermacher zum Anlass, die Bevölkerung aufzurufen, Fotos zum Thema «Die Idylle geht verloren?» einzusenden. Zahlreiche Hobby- und Profifotografen kamen dieser Aufforderung nach und die entstandene Fotoausstellung konnte – von regem Interesse begleitet – in der Stadtverwaltung besichtigt werden. Für die Inszenierung «Auf der Suche nach Odysseus» rief das Theater am Markt die Bevölkerung auf, sich mit Stühlen und Geschichten vom Warten an der Entstehung der Inszenierung zu beteiligen – rund vierzig Stühle nebst Geschichten wurden im Theater abgegeben.

«Wir waren über den Publikumszuspruch und vor allem von der Lust am Mitwirken sehr überrascht. Selbst die ungemütlichen und herausfordernden Inszenierungen – wie beispielsweise «Bauernsterben» – stießen auf große Resonanz», stellt Marcus Coenen – künstlerischer Leiter des TAM fest und resümiert: «Das zeigt uns, dass wir mit der Ausrichtung auf Themen, die sich mit der Lebensrealität der Menschen in unserer Region beschäftigen, richtig liegen. Wir sind in Eisenach angekommen und haben – insbesondere in der zurückliegenden Spielzeit – festgestellt, dass uns das Publikum als künstlerische Instanz sehr ernst nimmt. Sowohl in unserer Ästhetik als auch in unseren Formen und Themen.» Zugleich freut sich Marcus Coenen über die vielen Gespräche und Diskussionen, die rund um die Inszenierungen und Vorstellungen ohne jegliche Berührungsangst zwischen Spielern, Regisseuren und Zuschauern stattfanden.

Deutlich auszumachen war für die Theatermacher in der nun zu Ende gehenden Spielzeit der starke Anstieg erwachsener Zuschauer. Waren es in den vergangenen Jahren vor allem Jugendliche, die das TAM besuchten, so kann das Theater nun auf ein generationsübergreifendes Klientel verweisen. Auch die Anfragen von spielinteressierten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen stiegen weiterhin, so dass Nachwuchsprobleme im TAM kein Thema sind.

Rund fünfzig Kinder, Jugendliche und Erwachsene wirkten 2011 an den Inszenierungen mit. Die 85 Vorstellungen im Spielplan verzeichneten eine Auslastung von durchschnittlich achtzig Prozent. Mit weiteren fünfzig Kindern und Jugendlichen arbeiten die Theatermacher regelmäßig im Rahmen von Schultheatergruppen und Projekten der Ziola GmbH zusammen.
Gefördert wurde das TAM 2011 vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst, der Gesellschaft zur Förderung des Gesundheits- und Sozialwesens in der Wartburgregion, der Aktion Mensch zahlreichen Sponsoren, darunter die Sparda Bank, das Hotel auf der Wartburg und der O2-Shop Timo Eißmann.