ThSV sieht sich bestens gerüstet – auch von der Körpergröße

Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach des ThSV Eisenach, hatte ein Größenproblem in seinem Kader ausgemacht. «Bei meinem Amtsantritt im April 2010 schaute ich bei Ansprachen zur Mannschaft von der Körpergröße fast auf alle meine Spieler herunter», erklärte der Isländer in Diensten der Thüringer kürzlich in kleiner Runde und sah diesbezüglichen Handlungsbedarf.

«Um perspektivisch in der neuen eingleisigen 2. Handballbundesliga erfolgreich bestehen zu können, mussten wir aufstocken, von der Körpergröße um etwa 20 Zentimeter wachsen», fügte Adalsteinn Eyjolfsson diese Woche an. Mit Eryk Kaluzinski und Roel Adams wurden vor und während der letzten Saison bereits zwei Spieler verpflichtet, denen nur ganz wenige Zentimeter an der 2-Meter-Marke fehlen. Routinier Eryk Kaluzinski und Daniel Luther bildeten dann insbesondere in der Rückrunde einen stabilen Innenblock im Deckungsverband. Einer, der eine wichtige «Größe» hätte werden können, Gabor Langhans (1,98 Meter), verabschiedete sich im Sommer aus dem Thüringischen Richtung Waterkant, heuerte bei Empor Rostock, dem künftigen Punktspielkontrahenten der Eisenacher in der neuen Liga, an.

«Wir hielten Ausschau nach einem neuen Linkshänder, hatten ein konkretes Anforderungsprofil. Wir haben eine Vielzahl von Spielern gesichtet und uns dann für Duje Miljak entschieden», erklärte Karsten Wöhler, der Geschäftsführer der ThSV-Marketing GmbH, zur Saisoneröffnungspressekonferenz im Gasthaus «Tor zum Rennsteig» in Eisenach-Hörschel.
Kurz vor dem Punktspielstart vermelden die Eisenacher die Verpflichtung des 2,03-Meter-großen Linkshänders, der künftig im Wechsel mit Girts Lilienfelds im rechten Rückraum agieren und, so Karsten Wöhler, «einfache Tore aus zehn Metern werfen soll».
«Zwei völlig unterschiedliche Typen», freut sich Adalsteinn Eyjolfsson. Der 27-jährige Rückraumspieler war von 2007 bis 2009 überaus erfolgreich für den TV Emsdetten in der 2. Bundesliga Nord aktiv, mit dem er in der Relegation gegen Bayer Dormagen nur ganz knapp am Aufstieg in die 1. Bundesliga scheiterte. In der vergangenen Saison war er in Slowenien am Ball; nun die Rückkehr nach Deutschland. Neben «einfachen Toren» soll der Neuzugang, durch seine Körpergröße prädestiniert, auch seine Abwehrqualitäten einbringen.

Einer, der stets als Abwehrspezialist galt, Till Bitterlich, bat um eine vorzeitige Auflösung seines noch bis zum Saisonende datierten Vertrages. «Erhöhte berufliche Belastung und Leistungshandball sind von ihm nicht mehr zu vereinbaren. Wir werden der Bitte entsprechen und bedanken uns für sein Engagement. Till Bitterlich war stets zur Stelle, wenn wir ihn brauchten», betonte Karsten Wöhler, gemeinsam mit Till Bitterlich einige Jahre das Trikot des ThSV Eisenach in der 1. Bundesliga tragend.
Inzwischen 34-jährig will der 105-Kilo-Mann nun seine Kariere beenden. Zum Punktspielstart des ThSV Eisenach am Samstag, 03.09.2011 bei GWD Minden ist der Routinier im Abwehrverband nochmals voll gefordert. Beim 40:25-Erfolg im DHB-Pokal bei Landesligist HSG VfR/Eintracht Wiesbaden war Daniel Luther eine halbe Minute vor Abpfiff nicht Herr seiner Nerven, wollte seinem von einem Gegenspieler traktierten Teamkollegen Nick Heinemann zur Hilfe eilen und kassierte im «Handgemenge» eine rote Karten mit Folge. Er wird bei GWD Minden seinem Team fehlen. ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson muss demzufolge im Gastspiel beim klaren Titelfavoriten den Deckungsinnenblock personell umstellen. Till Bitterlich oder Roel Adams sollen an die Seite von Eryk Kaluzinski rücken. In der Vorsaison, beispielsweise beim wichtigen Auswärtssieg in Herrenberg, erfüllte Till Bitterlich die Aufgaben im Abwehrverband vortrefflich.

Zuschauerzuspruch soll noch gesteigert werden
Sportlich und wirtschaftlich sieht sich der ThSV Eisenach gerüstet für die anstehenden Aufgaben. Zwischen Platz 8 und 12 wollen die Wartburgstädter nach 38 Spieltagen einkommen. Ein Etat von 980000 € steht, so Marketing-Geschäftsführer Karsten Wöhler, für die Premierensaison in der eingleisigen 2. Handballbundesliga zur Verfügung. Ein wichtiger wirtschaftlicher Baustein, die E.ON-Thüringer Energie AG hält dem Traditionsverein als Hauptsponsor die Treue. Dadurch, dass der ThSV Eisenach nun wieder im gesamten Bundesgebiet zu sehen ist, erhöhe natürlich die Attraktivität als Werbepartner. Bisherige und neue Sponsoren machen sich das zunutze.
«Ein wichtiger Sponsor ist zudem jeder zahlende Zuschauer», betont ThSV-Präsident Gero Schäfer. Die im letzten Jahr bereits gestiegene Zuschauerzahl in der heimischen Werner-Aßmann-Halle (im Schnitt 1600) soll noch einmal aufgestockt werden. Bewährtes, wie die After-Game-Partys mit Unterstützung der Eisenacher Tanzbar «The beach» und von Antenne Thüringen sollen beibehalten werden.
Die Wiederbelebung alter Derbys wie gegen Schwerin, Rostock und den SC DHfK Leipzig, das Aufeinandertreffen mit namhaften Konkurrenten wie den VfL Bad Schwartau, TUSEM Essen und die HSG Düsseldorf dürfte ein Garant für gestiegenes Interesse sein. «Natürlich ist die sportliche Leistung des Teams auf dem Parkett ein wichtiger Parameter für die Zuschauerzahlen», so Gero Schäfer. Dafür ist das «spielende Personal» verantwortlich.
Zu den Rahmenbedingungen für den sportlichen Erfolg zählt das Vorhaben, zu sechs Auswärtsspielen bereits am Vortag anzureisen. Kleiner Vorteil für die Thüringer, sie liegen so ziemlich in der Mitte Deutschlands, haben keine 1000-Kilometer-Anreisen zu bewältigen.

ThSV-Coach Eyjolfsson: «Unser Vorteil, wir haben eine eingespielte Mannschaft»
«Wir haben eine homogene Mannschaft, die bestens funktioniert, mit guter Moral und vortrefflicher Stimmung», berichtet Adalsteinn Eyjolfsson aus dem Innenleben. Der ThSV-Coach sieht es als Vorteil, auf eine eingespielte Mannschaft bauen zu können. «In der so erfolgreichen Rückrunde der Vorsaison ist sie zu einer echten Einheit zusammengewachsen», fügt Adalsteinn Eyjolfsson an. Tomas Sklenak ist der unumstrittene Chef, der Spielgestalter in der Offensive. Mit Routinier Radek Musil und Stanislaw Gorobtschuk steht ein sich bestens ergänzendes Torhüterduo zur Verfügung. Seine Chance in der Vorbereitung hat Eigengewächs Philipp Lindner mit Nachdruck genutzt. Der Youngster steht für alle drei Kreispositionen zur Verfügung. Kapitän Benjamin Trautvetter, ein weiterer waschechter Eisenacher, ist die Nummer Eins an der Kreismitte. Für diese Position halten die Verantwortlichen jedoch noch nach Verstärkung Ausschau, haben die Angel bereits zielgerichtet ausgeworfen.

Beim Topfavoriten auf eigene Stärken bauen
Für Eisenachs Auftaktkontrahent GWD Minden (Samstag, 03.09.2011 um 19.30 Uhr in der Kampa-Halle Minden) steht im zweiten Anlauf nur die Rückkehr in die 1. Bundesliga zur Debatte. Ein Etat von ca. 2,4 Millionen Euro und ein mit internationalen Stars hochkarätig besetzter Kader sollen das realisieren, nachdem GWD in der Vorsaison in der Relegation überraschend dem TV Hüttenberg den Vortritt lassen musste. Mit Evars Klesniks steht ein ehemaliger Eisenacher im Aufgebot des Titelfavoriten, der sich zum Saisonauftakt und zuhause keinen Ausrutscher leisten darf. Die Favoritenrolle und der Erfolgsdruck liegen überaus klar beim Team von Manager Horst Bredemeier! «Schwächen im Kader ausgemerzt – Doder bekommt Wunschpartner», titelte das Fachorgan «Deutsche Handballwoche» in der Saisonvorschau zu GWD Minden. Die Wartburgstädter können völlig locker aufspielen…!

Anzeige