Zeitensprünge: Jungsein in vergangenen Zeiten

Sie springen zwischen den Zeiten: Alexander Scholz (15), Fabian Radke (15), Daniel Hörschelmann (14), Katharina Büchner (14), Josefine Steingräber (13), Richard Lessing (12) und Laura Reyer (14) aus Eisenach. Die sieben jungen Leute befragten seit April 2011 Eltern, Großeltern, Bekannte und Unbekannte, wie sich das Leben abspielte, als diese jung waren.

Geförderte wurde das Programm «Zeitensprünge» von der Stiftung Demokratische Jugend. Wie war es, als die Großmutter in der Nachkriegszeit aufwuchs und durften Schüler zu DDR-Zeiten überhaupt ihre Meinung frei äußern? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigten sich die Jugendlichen, die das Projekt ehrenamtlich in ihrer Freizeit im Wartburg-Radio durchführten.

«Zuerst haben wir uns mit der allgemeinen Geschichte beschäftigt und uns danach Fragen ausgedacht, die wir den Interviewpartner stellen können», berichtet Laura Reyer (14). Die Interviewpartner haben sich die Schüler selbst gesucht. «Es war unglaublich spannend sich mit den Eltern und Großeltern, aber auch mit Unbekannten über die Kindheit und Jugend zu unterhalten», berichtet Daniel Hörschelmann (14) begeistert, «Wir haben zum Beispiel gelernt, dass es in der Kriegs- und Nachkriegszeit in der Schule noch ganz militärisch zu ging – es herrschte Disziplin und wer nicht spurte, den erwarteten Prügel mit dem Rohrstock». Dagegen wurden die Kinder zu DDR-Zeiten in der Schule zwar nicht mehr verprügelt, aber durften ihre Meinung nicht frei äußern: «Wer eine Einkaufstüte oder Klamotten aus dem Westen dabei hatte, musste mit Konsequenzen rechnen», berichtet Laura. Heute seien viele Kinder und Jugendliche vom technischen Fortschritt beeinflusst, früher gab es weder Computer noch Handy in den Schulen: «Da war Hausarrest die schlimmste Strafe, die die Kids bekommen konnten, denn das Leben lief auf der Straße ab», erklärt Daniel, «heute hängen wir eigentlich viel zu viel vor dem Fernseher oder dem PC ab».

Aber die «Zeitenspringer» haben auch Gemeinsamkeiten aus den Gesprächen mit den Zeitzeugen herausgefiltert – denn zu allen Zeiten wurden Kinder ausgegrenzt oder gemobbt weil sie anders waren. Zeitzeugin Gisela Döhring (68) kam als junges Mädchen nach Stedtfeld – sie war mit ihrer Familie aus Ungarn geflüchtet und bekam damals immer wieder zu spüren, dass sie anders war als die anderen Kinder. Allein wegen der sprachlichen Unterschiede wurde sie manchmal schief angesehen. Laura hat Gisela Döhring im Radiostudio interviewt und kennt solche Probleme heute aus dem eigenen Umfeld: «Wer keine coolen Klamotten trägt oder schlecht deutsch spricht, läuft auch Gefahr, gemobbt zu werden». Höhepunkt des Projektes war die Fahrt ins Spielzeugmuseum nach Sonneberg – dort stellten die jungen Leute fest, dass es Spielzeuge gibt, die generationsübergreifend sind, wie die Puppe oder der Ball.

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Vor Ort erlebten sie auch eine Schulstunde aus «Opas Zeiten». Das Spektrum der Zeitzeugen und der Geschichten die sich hinter jedem einzelnen verbergen ist groß – entstanden sind 24 spannende Interviews.

Sie werden vom 1. bis 23. Dezember von Montag bis Freitag jeweils um 15.30 Uhr und am Wochenende um 13.30 Uhr auf der Frequenz UKW 96,5 und via Stream im Internet auf www.wartburgradio.com ausgestrahlt.

Außerdem haben die «Zeitenspringer» aus den Projektergebnissen einen Multimedia-USB-Sticks erstellt, den Multiplikatoren aus der Kinder- und Jugendarbeit oder zum Beispiel auch Geschichtslehrer im Wartburg-Radio kostenlos beziehen können. Alle Interviews sind außerdem auf der Website http://zeitzeugen.wartburgradio.com abrufbar.

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