Arger Dämpfer für den ThSV Eisenach

Betretene Gesichter am Samstagabend beim ThSV Eisenach: Statt der Fortsetzung des Höhenfluges gab es einen argen Dämpfer, eine 22:25 (12:12)-Heimpleite gegen die TSG Friesenheim. Über 1800 Zuschauer, darunter Skeleton-Vizeweltmeister Frank Rommel, hofften nach dem Sieg über Ligaprimus GWD Minden und dem Auswärtserfolg beim Post SV Schwerin auf einen weiteren Doppelpunktgewinn des Teams um Kapitän Benjamin Trautvetter.
Doch es kam ganz anders. Die Entscheidung fiel binnen fünf Minuten, als die Gäste Unzulänglichkeiten der Eisenacher resolut vom 17:17 (44.) zum 17:21 (49.) nutzten. Die Wartburgstädter bäumten sich auf, trafen zum 20:21-Anschluß (Heinemann,53.), die Phonstärken auf den Rängen stiegen, doch dann landete ein Kaluzinski-Ball am Holz, brachte der eingewechselte Adrian Wöhler das Leder von Linksaußen nicht an TSG-Keeper Kevin Klier vorbei, fabrizierte Duje Miljak eine weitere «Fahrkarte», während Felix Kossler mit seinen drei Treffern zum 20:24 (58.).eine faustdicke Überraschung perfekt machte. Beim ThSV Eisenach lastete zu viel Verantwortung auf den Schultern von Eryk Kaluzinski. Gefährlich wurde es für die Gäste aus Ludwigshafen noch, wenn der schnelle Girs Lilienfelds durchstartete. Doch der 29-jährige Auswahlspieler Lettlands konnte aufgrund eines grippalen Infektes nur sporadisch eingesetzt werden. Tomas Sklenak gelang es einen Tag nach seinem 30. Geburtstag nicht, dem Angriffsspiel seines Teams gefährlichen Zuschnitt zu verleihen.
«Der Leistungsabfall gegenüber den letzten Begegnungen war zu groß. Wir fanden in keiner Phase zu unserem Spiel, vermochten nicht, unser Spielkonzept umzusetzen. Es gelang uns zu wenig, gute Tormöglichkeiten herauszuspielen. Hatten wir die Wurfchance, konnten wir diese mehrfach nicht nutzen», bilanzierte Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach des ThSV Eisenach. Ganze zehn Treffer in den zweiten dreißig Minuten zeigten, wo der Schuh drückte. Thomas König, der Trainer von Erstligaabsteiger TSG Friesenheim, im bisherigen Saisonverlauf von vielen Verletzungen gebeutelt, der in Eisenach auch noch kurzfristig auf seinen Spielmacher Andrej Kogut verzichten musste, strahlte ob der faustdicken Überraschung.
«Unsere gute Angriffsleistung gepaart mit einem guten Rückzugsverhalten gaben den Ausschlag», jubelte er. In Felix Kossler hatten die «Eulen» den überragenden Spieler der Partie insgesamt. Für einen rechten Rückraumspieler mit 1,80 Meter ausgesprochen klein, gab er der Eisenacher Abwehr Rätsel über Rätsel auf; verwandelte zudem alle sechs seinen Farben zugesprochenen Strafwürfe, netzte zwölf Bälle ein. Die Gäste initiierten zudem viele Angriffszüge zur Kreismitte (Becker) oder Linksaußen (Grimm) erfolgreich. Da sah Eisenachs Abwehr, das Prunkstück der jüngsten Erfolge, mehrfach «alt» aus.
Für den ThSV Eisenach geht es Schlag auf Schlag weiter, sind im Monat März gleich sieben Punktspiele zu absolvieren. Am Mittwoch, 07.03.2012 ist die HG Saarlouis Gastgeber. «Wir müssen die Heimniederlage gegen Friesenheim ganz schnell verdauen», betont ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson.

Eisenachs Angriffsspiel nahm keine Fahrt auf
Beim ThSV Eisenach, dem Daniel Luther und Alexander Schiffner verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen, begann Philipp Lindner für den angeschlagenen Adrian Wöhler auf Linksaußen. Wie zuletzt erfolgreich praktiziert, Benjamin Trautvetter (Angriff) und Branmir Koloper (Abwehr) lösten sich ab. Eisenachs Angriffsspiel nahm nicht die Fahrt der Vorwochen auf. Würfe aus dem Rückraum wurden von der aufmerksamen Abwehr der Gäste abgeblockt. Die 2:1-Führung der Eisenacher, durch einen von Nick Heinemann verwandelten an Tomas Sklenak verwirkten Siebenmeter, fand keine Fortsetzung. Felix Kossler narrte Eisenachs Abwehr ein um das andere Mal, traf zum 3:5 (10.). ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson wechselte Girts Lilienfelds ein – und schon kam richtig Schwung in das Eisenacher Angriffsspiel. Eisenachs Keeper Radek Musil bediente den sprintenden Nick Heinemann, der zum 7:7-Ausgleich einlochte. Eryk Kaluzinski, vorbildlich an Einsatzbereitschaft und Verantwortung übernehmend, traf zum 8:7 (20.) für die Hausherren. Dann nutzten die Gäste Überzahlsituationen effizient mit Spielzügen auf Linksaußen, die Philipp Grimm zum 8:9 (24.) und 9:10 (25.) einnetzte. Dann starteten die Eisenacher zielstrebige Angriffszüge zum Kreis. Nick Heinemann und Benjamin Trautvetter verwandelten die daraus resultierenden Strafwürfe. Eryk Kaluzinski verwertete ein Sklenak-Zuspiel zum 12:10 (28.). Leichtfertig wurde die Führung bis zur Halbzeitpause noch verspielt, besorgte Philipp Grimm mit zwei Treffern noch den Gleichstand.

Vorentscheidung zwischen der 44. und 49. Minute
Die Gäste merkten, an diesem Tag ist der wohl zu selbstsichere ThSV Eisenach sogar in dessen gefürchteter Heimstätte zu bezwingen, trafen zum 12:14 (33.). Der junge Jan Claussen erfüllte unauffällig die Rolle des mittleren Aufbauspielers. Ognjen Backovic indessen war an diesem Abend ein ständiger Unsicherheitsfaktor in den Friesenheimer Reihen. Dafür lief Alexander Becker am Kreis zu großer Form auf, wurde von seinen Teamgefährten immer wieder bedient. Die Thüringer steckten manchen eigenen Stockfehler weg. Zu selten gelangen jedoch erfolgreiche Angriffszüge wie beim 14:14, Zuspiel von Eryk Kaluzinski auf Benjamin Trautvetter (37.). Kurz darauf fabrizierte Eisenachs Duje Miljak seinen fünften Fehlwurf (41.), blieb eine Sklenak-Steilvorlage für Eryk Kaluzinski unerreichbar. Langsam neigte sich die Wage zugunsten der diszipliniert aufspielenden Gäste. Ein 15:17 (42.) vermochten Girtts Lilienfelds und Tomas Sklenak noch zum 17:17 (44.) zu egalisieren. Es folgten die wohl fünf spielentscheidenden Minuten. Philipp Grimm wurde vor dem 17:18 (44.) erneut mustergültig freigespielt. In Überzahl verloren die Eisenacher das Leder, traf auf der Gegenseite Alexander Becker zum 17:19 (48.), handelte sich Adrian Wöhler eine völlig unnötige Zeitstrafe ein, Philipp Grimm (per Heber von Linksaußen) und Alexander Becker (einsatzstark vom Kreis) erhöhten gar auf 17:21 (49.). Auszeit für den ThSV Eisenach und Aufholjagd. Im Nachsetzen drückte Benjamin Trautvetter das Leder über die Linie, schloss Adrian Wöhler einen Konter erfolgreich ab, war ThSV-Keeper Radek Musil bei einem Backovic-Wurf zur Stelle, verwandelte Nick Heinemann von der Siebenmeterlinie gegen den eingewechselten Maximilian Bender. Beim 20:21 (53.) war wieder alles offen. Und wieder war Radek Musil zur Stelle, tauchte in die bedrohte Ecke ab. Doch der Ausgleichstreffer fiel nicht. Als Adrian Wöhler das Leder von Linksaußen nicht am Gästeschlussmann Kevin Klier vorbeibrachte und im Gegenzug der «kleine» Felix Kossler aus dem Rückraum zum 20:23 (57.) ein netzte, nahm die zweite – und völlig unerwartete – Heimniederlage des ThSV Eisenach in dieser Saison Gewissheit an. Nach Regelwidrigkeit an Alexander Becker ließ Felix Kossler beim Siebenmeter auch Stanislaw Gorobtschuk keine Chance (20:24, 58.). Der ThSV Eisenach ist wieder auf dem harten Boden der Realität. In dieser ausgeglichenen Liga, Trainer Adalsteinn Eyjolfsson wiederholt es gebetsmühlenartig, muss in jeder Partie eine Top-Leistung abgerufen werden. Von dieser waren die Wartburgstädter gegen die «Eulen» ein gehöriges Stück entfernt und bekamen (schmerzhaft) die Quittung!

Statistik
ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (3/1), Sklenak (2), Wöhler (1), Miljak, Kaluzinski (7), Adams, Heinemann (5/3), Lilienfelds (4), Koloper, Lindner

TSG Friesenheim: Klier, Bender; Dumitru, Grimm (7), Backovic (1), Brandt, Bühler, Hauk (1), Claussen, Becker (4), Kossler (12/6), Klimek

Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 5 x 2 Min.; SG Friesenheim 5 x 2 Min., Rot für Bühler n. 3. ZS (59.)

Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/4; TSG Friesenheim 6/6

Anzeige