Neue Ausstellung – NATÜRLICH

Holz ist einer der ältesten und wichtigsten Roh- und Werkstoffe der Menschheit. Nach wie vor übersteigt die jährliche Holzproduktion die Mengen an Stahl, Aluminium und Beton. Holz zählt zu den nachhaltigen Rohstoff- und Energiequellen.

Farbe und Struktur des Holzes werden als ästhetisch ansprechend empfunden, unregelmäßige Verfärbungen oder starke Astigkeit gelten jedoch als Makel oder Fehler. Aber gerade diese «Makel» sind unentbehrlich in der Kunst.

In der Bildenden Kunst wurde Holz oft als Malbrett für die bildliche Darstellung verwendet. Die Tafelmalerei begann mit den griechischen Pinakes im 8.-6. Jh. v. Chr. und setzte sich im 5. Jh. in den byzantinischen Ikonen fort.

In der westlichen Kunst begünstigte vor allem die Entwicklung des Altar-Retabels die Entwicklung der Tafelmalerei auf Holz, deren Zweck zunächst die Darstellung religiöser Motive war. Seit der Renaissance ist die Tafelmalerei, die vom Altarbild unabhängig ist, der vorherrschende Gegenstand in der Malerei.

In Europa lässt sich die Verwendung von Holz als Stempel ab dem 12. Jh. nachweisen. In Italien wurden auf diese Weise Stoffe bedruckt.

Holzschnitte, die um 1300 entstanden, waren erste Monotypien, ab 1500 widmeten sich auch große Meister, wie Altdorfer, Baldung, Cranach oder Dürer, dieser Technik und dem Material. Im 19. Jh. beschäftigten sich vor allem die Romantiker, u.a. Casper David Friedrich, mit dem Holzschnitt, anschließend auch Impressionisten und Expressionisten.

Der im 18. Jh. entwickelte Holzstich wurde vor allem für Illustrationen eingesetzt, z.B. durch Ludwig Richter. Der Holztafeldruck war das gängige Druckverfahren zur Vervielfältigung, bis Johannes Gutenberg den Buchdruck weiterentwickelte.

Schon im 7. bis 1. Jh. v. Chr. entwickelten Reiternomaden der eurasischen Steppe die Shythische Kunst, in der Holz- und Knochenschnitzereien entstanden.

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In der afrikanischen Kunst, die untrennbar mit Religion, Mythen, Festen und Ritualen verbunden ist, kommt Kunst als Selbstzweck kaum vor. Masken und Figuren aus Holz werden als Schutz gegen böse Kräfte und Krankheiten eingesetzt. Die Masken sind in afrikanischer Vorstellung identisch mit übernatürlichen Mächten, die u.a. eine soziale Kontrollfunktion ausüben und für die Wahrung der öffentlichen Ordnung sorgen sollen.

In Europa wurde Holz anfänglich vielfach für Verzierungen oder sakrale Schnitzarbeiten eingesetzt. Sehr schöne Arbeiten aus dem Mittelalter sind z.B. auch in der Predigerkirche Eisenach zu finden.

Bildhauerisch hat Jörg Schröpfer aus Arnstadt im Holz sein Material gefunden.
Aus Fachwerkbalken, ungeschminkt, entlockt er dem gebrauchten Holz – wie er selbst sagt – seine «in Form gebrachten Eindrücke und Gedanken, tief, intuitiv, mich selbst vergessend und unbedingt den Geist befreiend».

Fein ziseliert Barbara Schweigert-Koßin aus Eisenach ihre unikaten Schmuckarbeiten in edlen Metallen. Immer wieder nimmt sie die Holzstruktur auf, bietet ihr eine unendliche Vielfalt für ihre dann entstehenden einzigartigen Kreationen. Und nur an der Oberflächenfarbe ist das eigentliche Material noch erkennbar.

Anders als im Holzschnitt oder Stich verwendet der Eisenacher Künstler Volker R. Hedwig seit Jahrzehnten Metalle für seine Druckplatten. Aber kontinuierlich ist die Wiederkehr des Holzes in seinen Motiven. Bäume und Hölzer, die lebendig werden, teilweise menschliche Züge annehmen und damit auch oft konkret oder auch versteckt gleiche Eigenschaften sichtbar macht. Aber auch die direkte Arbeit mit dem Material, festgehalten in seinen Frottagen, fangen auf den primären Blick erst einmal die Oberflächenstruktur ein und nur der genaue Blick offenbart neben einem angenehmen Faserverlauf die eigentlichen Botschaften.

Ein uraltes Material – drei spannende zeitgenössische Interpretationen in einer Ausstellung.

Zur Eröffnung der Vernissage spielten Miriam Rubow und Franzsika Wiek von der Eisenacher Musikschule auf ihren Gitarren.

Ausstellung
10. Dezember 2011 bis 22. Januar 2012
geöffnet: Dienstag bis Sonntag 11-17 Uhr
(Führungen nach Vereinbarung)

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