«Amphitryon» oder ICH ist ein anderer

Stellen Sie sich vor, Ihre Frau schwelgt noch in den himmlischsten Erinnerungen an die gerade gemeinsam verbrachte Liebesnacht und schaut Sie verwundert an, als Sie überraschend zu ihr ans Bett treten. Und auch sie selbst sind mehr als irritiert, als Sie die dankbar Glückselige begrüßen, denn Sie wissen ganz genau: Sie waren nicht bei ihr, sondern kehren erst jetzt, diesen Augenblick zu ihr zurück. Sie aber lacht Ihnen ins Gesicht und beteuert frech das Gegenteil. – Wie kann das sein? Ist hier einer verrückt geworden? Und vor allem, wer zum Teufel war in ihrem Bett? Es beginnt eine fieberhafte Recherche, während der auch Ihre Frau die Gewissheit verliert, findet sie doch plötzlich ein falsches Monogramm in dem angeblich von Ihnen geschenkten Halsschmuck.

So geht es dem heimkehrenden Feldherrn Amphitryon und seiner erschreckten Frau Alkmene. Da müssen höhere Mächte im Spiel sein, anders lässt sich das irdisch-bewegte ungeheure Gefühlschaos nicht erklären. Und tatsächlich ist der liebesgierige Donnergott Jupiter höchst selbst zu den Sterblichen herabgestiegen, Gott Merkur im Gefolge, der ihm den Rücken freihalten soll. Der mürrische Bote aber hält wenig von Raffinesse und viel von Schlägen, was der arme Sosias, Amphitryons Diener, tüchtig zu spüren bekommt. Als Merkur auch noch dessen Gestalt und Namen für sich beansprucht, stürzt das Sosias in eine tiefe Bewusstseinskrise: Wer bin ich denn, wenn ich nicht ich bin? Seiner Frau Charis ist dies indes einerlei, scheint die Perspektive vom Gott im Manne ausgesprochen reizvoll, ja begehrenswerter als zuvor.

Mit Heinrich von Kleists berühmtem Verwirrspiel um Sein und Schein, Liebe und Triebe, Komik und Tragik würdigt das Theater Eisenach zum Kleistjahr 2011 den großen Dichter. Premiere ist am Samstag, 17.12., 19.30 Uhr. Am Sonntag, 18.12., steht um 15 Uhr die zweite Vorstellung auf dem Programm.

Karten: Theaterkasse (03691-256219), Eisenacher Tourist-Information (03691-792323)

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